Ausstellungseröffnung: »Arkaden« von Bernadette Arnaud
Am 02. Juli fand um 16.00 in unserer Galerie die Vernissage mit den Arbeiten Bernadette Arnaud statt. Die Malerin Sarah Schultz hielt die Eröffnungsrede.
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich freue mich, die Ausstellung von Bernadette Arnaud, einer Freundin und Künstlerkollegin, die an der Ecole des Beaux Arts in Paris und an der HDK Berlin studiert hat und als Meisterschülerin von Prof. Engelmann abgeschlossen hat, eröffnen zu dürfen.
Arkaden ist der Titel der Ausstellung. Eine Arkade, lateinisch arcus , ist im engeren Sinn ein von Pfeilern oder Säulen getragener Bogen. Der Bogen lässt wesentlich größere Spannweiten zu als gerade bauten.
Ich versuche im folgenden die Arkaden – also Spannungsbögen – von Bernadette Arnaud aufzuzeigen.
Bernadette Arnaud ist 1953 in der Nähe von Paris geboren und mit 28 Jahren nach Deutschland ausgewandert. Das war in der Regel nichts, worauf französische Familien stolz waren. Die Besetzung Frankreichs durch die Deutschen war in den Köpfen und Biografien auf negative Weise noch sehr präsent.
Keine eingetretenen Pfade, neue Wege und neue Perspektiven forderten sie persönlich und künstlerisch schon immer heraus.
Ein Buch über van Gogh, das sie im Alter von 8 Jahren in der Bibliothek ihrer Eltern fand, faszinierte sie. Im Kunststudium in Paris, an der renommiertesten Schule des Landes, lernte sie nun aber zuerst die Techniken der alten Meister kennen, im übrigen wie ihr Großvater auch schon.
Porträt, Landschaft, Akt, Faltenwurf – das alles ist immer noch gekonnt in ihren Arbeiten zu finden.
Aber auch die Berliner Studienzeit hat ihre Spuren in Bernadette Arnauds Kunst hinterlassen. Galt hier doch das gegenteilige Motto: bloß nicht schön malen, bloß nichts malen, was man erkennen kann. Die allgemeine Nachkriegsdepression möchte bitte zum Ausdruck gebracht werden.
Das hat sie verstanden, und machte es anders.
In ihrer Malerei vereinen sich seitdem klassisch figürliche, als auch abstrakt informelle Elemente. Meistens in Öl, manchmal in Graphit. Der Malgrund ist mal Papier, mal Leinen und mal Heraklit.
Heraklit klingt besser als Holzwolle – eine Sammlerin war entsetzt über das Material und fühlte sich persönlich angegriffen, empfand es als Affront, ausgerechnet darauf kleine Meisterwerke zu schaffen, aber Bernadette Arnaud erklärte, dass das zur Pariser Schule gehört. Dort wurden auf Heraklitplatten Mosaike angefertigt und im Übrigen, handelt es sich bei ihren Heraklit Arbeiten um Fresken.
B.A. hat dieses Heraklit in ihrem Landhaus wieder gefunden und für äußerst spannend erachtet. Dann interessiert sie nicht, ob es verkäuflich und mit den Vorstellungen der »Haute Volée« zusammen geht.
Nur zu einer Kunstmesse hätte sie dem Galeristen im Nachhinein vielleicht andere Bilder als Stubenfliegen auf Holzwolle mitschicken sollen, sagte sie mir einmal.
Eine Arkade von Bernadette Arnaud ist die zwischen Frankreich und Deutschland, eine weitere der Grenzgang zwischen den malerischen Traditionen und nicht zuletzt der Spannungsbogen zwischen Berlin und Schlamau, einen kleinen Dorf im Fläming.
Hier malt sie, was sie sieht. Insekten im Atelier zum Beispiel – wie diese von der Kunstmesse.
Arnauds Bilder haben dennoch, trotz der klassischen Ausbildung, und dem Diktat der Unkenntlichkeit immer einen gesellschaftlichen Bezug. So reflektiert sie etwa das Insektensterben:
Die bereits mehrfach erwähnten Fliegen malt sie groß und täuschend echt auf abstrakte Farbflächen.
Oder Der Weg der Meere von Odysseus wird in Bezug zur Mittelmeerfluchtroute gesetzt und mit meisterhaften Porträts versinnbildlicht.
Bernadettes künstlerische Arbeit ist geprägt von permanenter Erneuerung, als Folge ihres flexiblen Geistes. Selten habe ich eine so wache, offene und intelligente Person getroffen. Oft überrascht sie mich mit ihrer blitzschnellen Urteilsgabe und ihrer unvoreingenommenen Art, sich und mir die Welt zu erklären. Tiefenpsychologisch, gesellschaftskritisch, humorvoll und mit einem wohlwollenden Blick auf all die menschlichen Unzulänglichkeiten.
Vielleicht hat sie das kreative von ihrem Vater geerbt. Robert Arnaud – ein Erfinder – in Frankreich sehr bekannt, jeder wusste bei ihrem Namen, wessen Kind sie ist. in Berlin hat sie nur einmal, von einem Kunstsammler, der im Patentamt arbeitet, des Vaters gebührenden Respekt gezeigt bekommen.
Ihrer Nichte stand sie im richtigen Moment mit Rat und Tat zur Seite, diese ist nun eine renommierte Kuratorin in der Modern Tate.
Aber auch sie, Bernadette selbst, ist inzwischen unter die Kuratorinnen gegangen und richtet seit ein paar Jahren einmal jährlich den Salon »Gras fressen«, gegründet von Richard Simmel in Berlin, bei sich in Schlamau aus. Dann verwandelt sich das kleine Dorf, das selbst viele Einheimische nicht kennen in eine internationale Drehscheibe für zeitgenössische Kunst.
Der Garten wird zu einer Freiluftgalerie, in der Arkaden aus Weiden stehen, sich ein Baum mit Steinen und roten Bändern behangen präsentiert und vieles mehr.
Ein Appetizer dieser Landrat finden sie in diesen Räumen.
Vielen Dank.